Unter dem Begriff „Zinsen“ versteht man ganz allgemein den Preis für die Überlassung von Geld oder Kapital. Im Bankwesen unterscheidet man zwischen zwei Zinsarten: den Aktiv- oder Sollzinsen und den Passiv- oder Habenzinsen. Aktivzinsen sind diejenigen, die ein Geldinstitut von seinen Kunden für Kredite erhält, Passivzinsen zahlt es ihnen für deren Spareinlagen.
Das wichtigste Instrument zur Festlegung der Zinshöhe ist der sogenannte Leitzinssatz. Dieser Zinssatz bestimmt, zu welchen Konditionen sich Banken und Sparkassen Kapital von den Noten- und Zentralbanken leihen können. Der Leitzins ist also der Preis, den die Geldinstitute für ihre Kapitalisierung zahlen. Im Euroraum wird die Höhe des Leitzinssatzes von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt.
Die Rolle der Europäischen Zentralbank
Die EZB ist die zentrale Notenbank der Eurozone. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählen die Steuerung der Geldmarktpolitik sowie die Überwachung der Preisstabilität im Euroraum. Hierzu dient unter anderem die Festlegung des Zinssatzes, zu dem sich die Banken frisches Kapital leihen können. Eine Erhöhung des Leitzinses verteuert und eine Absenkung verbilligt die Kreditaufnahme der Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Durch Änderungen des Leitzinssatzes kann die EZB das Zinsniveau der Banken für ihre Transaktionen und Kundengeschäfte, wie beispielsweise Kredite, Hypothekendarlehen oder Sparverträge, beeinflussen. So stellt der Leitzinssatz einen überaus wichtigen Faktor für die Geldgeschäfte der Unternehmen und Anleger dar.
Das aktuelle Zinsniveau
Am 2. Mai 2013 hat die EZB im Kampf gegen die europäische Wirtschaftskrise den Leitzins auf 0,5 Prozent herabgesetzt. Die Geschäftsbanken in der Eurozone kommen somit so günstig wie noch nie an Gelder der Zentralbank. Dieses billige Geld soll, so die EZB, in Form von Krediten an Verbraucher und Unternehmen weitergereicht werden, um die Konjunktur zu beleben.
Doch nicht nur die Kreditzinsen, sondern auch die Guthabenzinsen orientieren sich am Leitzinssatz. Für Geldanleger und Sparer ist die neuerliche Zinssenkung eine schlechte Nachricht: Die Erträge auf Sparguthaben und Kapitalanlagen werden sich weiterhin verringern.
